Estrich Belastbarkeit: Wie strapazierfähig ist der Baustoff?
Estrich wird im Bauwesen vielseitig verwendet, um eine stabile und tragende Basis für Bodenbeläge zu schaffen. Durch das Auftragen des Baustoffs entsteht eine gleichmäßige Oberfläche, auf welche später etwa Parkett oder Laminat aufgebracht wird.
Wie belastbar ist Estrich?
Grundsätzlich zeichnet sich Estrich durch robuste Eigenschaften aus. Das bedeutet aber nicht, dass der Baustoff unbegrenzt belastbar ist: Nur ein optimal und vor allem gleichmäßig getrockneter Estrich kann den Anforderungen im privaten sowie gewerblichen Bereich standhalten.
Was muss beim Trocknen von Estrich beachtet werden?
Wird im Rahmen eines Bauvorhabens wie einem Neubau oder einer Renovierung neuer Estrich aufgebracht, stellt dieser die Grundlage für den später verwendeten Bodenbelag dar. Damit er seine wichtige Aufgabe im Gebäude aber auch vollständig und zur Zufriedenheit der Nutzer erfüllen kann, muss der Baustoff nach dem Auftragen zunächst einmal richtig abtrocknen. Es gibt verschiedene Arten von Estrich; in diesem Artikel wird von der Verwendung von Zementestrich ausgegangen, da dieser sehr häufig zum Einsatz kommt.
Grundsätzlich gilt: In den ersten 72 Stunden nach dem Auftragen ist der Estrich nicht begehbar. Er muss also drei Tage lang trocknen, bevor er überhaupt belastet werden darf. Nach dieser Zeit ist es möglich, den Baustoff zu betreten, um weitere Baumaßnahmen in den betroffenen Räumen vorzunehmen. Aber Vorsicht: Erst nach etwa sieben Tagen darf der Baustoff leicht belastet werden. Eine punktuelle Belastung sollte dabei ausgeschlossen werden, um die Gleichmäßigkeit des Estrichs nicht zu beeinträchtigen. Nach 14 Tagen können etwa Trittleitern oder Gerüstböcke auf dem Untergrund verwendet werden. Seine volle Belastbarkeit erreicht neu aufgebrachter Estrich aber erst nach ungefähr vier Wochen.

Welche Rolle spielt die Feuchtigkeit bei der Belastbarkeit?
Hat neuer Estrich seine volle Belastbarkeit erreicht, sprechen Experten von der sogenannten Belegreife. In diesem Zusammenhang ist auch die Restfeuchte des Baustoffs entscheidend: Diese sollte der Luftfeuchtigkeit im Raum entsprechen. Bevor der gewünschte Bodenbelag aufgebracht wird, wird eine Prüfung der Gleichgewichtsfeuchte vorgenommen, etwa durch den beauftragten Fliesenleger. Zu Beginn eines Bauvorhabens muss die erforderliche Trocknungszeit daher unbedingt mit eingerechnet werden. Nur so lässt sich sicherstellen, dass der Estrich beizeiten vollständig belastbar ist und der Bau planmäßig weitergehen kann.
Relevante Faktoren sind an dieser Stelle etwa auch die vorliegenden Witterungsverhältnisse. Herrscht zum Beispiel strenger Frost oder eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, kann der Trocknungsvorgang beeinträchtigt und verzögert werden. Experten raten dazu, den Estrich in den ersten zwei Wochen möglichst vor der Witterung zu schützen und von Zugluft, Regen und intensiver Sonneneinstrahlung fernzuhalten. Hier kann es etwa sinnvoll sein, eine Folie aufzubringen. Das gilt vor allem dann, wenn sich der neue Estrich im Freien wie zum Beispiel auf dem Balkon befindet.
Wie belüftet man Räume mit frischem Estrich richtig?
Wurde neuer Zementestrich in einem Gebäude aufgebracht, müssen die jeweiligen Räume angemessen belüftet werden. Dadurch wird sichergestellt, dass der Baustoff gleichmäßig trocknet und später keinerlei Unebenheiten aufweist. Auf jeder Etage mit frischem Estrich sollte immer ein Fenster gekippt bleiben. Bauherren sollte hier aber unbedingt darauf achten, dass keinerlei Nässe durch Regen auf den Untergrund gelangen kann.

Ebenso wie Nässe kann auch direkte Sonneneinstrahlung oder Zugluft den Estrich negativ beeinflussen. Ein zu schnelles Trocknen der Oberfläche durch Hitze kann etwa die spätere Festigkeit des Untergrunds in Mitleidenschaft ziehen. Zugluft kann dazu führen, dass der Zementestrich ungleichmäßig abtrocknet. Ab dem dritten Tag nach dem Aufbringen ist ein Stoßlüften der Räume sinnvoll. Dieses kann dreimal täglich für etwa zwanzig Minuten vorgenommen werden. Nach vier Wochen muss kein besonderes Lüftverhalten mehr angewendet werden, da der Estrich seine volle Belegreife erreicht hat.
Mit welchem Gewicht darf Zementestrich belastet werden?
Estrich ist ein sehr robuster und belastbarer Baustoff, wenn er denn sachgemäß aufgebracht wurde und entsprechend abgetrocknet ist. Dennoch kann er nicht unbegrenzt viel Gewicht aushalten: Werden sehr schwere Gegenstände oder Möbelstücke aufgestellt, kann der Estrich reißen. Besonders bei der Verwendung einer Fußbodenheizung sollte daher immer das Gewicht im Auge behalten werden, wenn etwa große Aquarien oder Tresore zum Einsatz kommen sollen. Durchschnittlich hält korrekt verlegter Zementestrich ein Gewicht von 250 kg pro Quadratmeter aus.
Soll der Untergrund mit einem deutlich höheren Gewicht belastet werden, kann unter dem Gegenstand oder Möbelstück eine Betonplatte platziert werden, welche den Druck auf den Bodenbelag sowie den Estrich verringert. Handelt es sich um ein sehr hohes Gewicht, das 500 kg überschreitet, ist es ratsam, einen Experten heranzuziehen und durch eine professionelle Einschätzung potenzielle Schaden an Boden und Estrich gleichermaßen zu vermeiden.