Bambus wächst rasant, bildet tiefe Rhizome und kann dadurch unkontrolliert zu einer Plage werden. Essig, und vor allem hoch konzentrierte Essigsäure bietet hier eine umweltfreundliche und auch ungiftige Alternative zu synthetischen Herbiziden. Doch ist Essig alleine ausreichend, um Bambus dauerhaft zu beseitigen?
In diesem Ratgeber soll es darum gehen, wie Essig wirkt, wie man ihn fachgerecht anwendet, sowie darum, wo die Grenzen seiner Anwendbarkeit sind. Darüber hinaus sollen ergänzende mechanische Methoden beleuchtet sowie rechtliche Rahmenbedingungen und nachhaltige Strategien erläutert werden. Ziel soll es sein, Bambus effektiv, ökologisch und langfristig im Griff zu behalten, ohne dabei unsichtbare Risiken zu verursachen.
Warum überhaupt Essig als Mittel gegen Bambus infrage kommt
Essig enthält Essigsäure, die ein starkes Zellgift darstellt. Sie entzieht Pflanzenzellen Wasser, zerstört Zellwände und führt rasch zum Absterben oberirdischer Triebe. Bei konzentrierten Lösungen (5 bis 20 %) ist die Wirkung schon innerhalb weniger Stunden sichtbar. Im Vergleich zu chemischen Herbiziden setzt Essig auf natürliche Inhaltsstoffe, denn er ist biologisch abbaubar, verursacht keine langfristigen Rückstände und belastet Böden oder Gewässer kaum. Essig ist ungiftig für Menschen, Haustiere und Nützlinge, sofern er gezielt eingesetzt wird. Auch Studien zur Verwendung von „Bamboo vinegar“ (Essig auf Bambusbasis) verdeutlichen dessen phytotoxisches Potenzial.
Wichtig: Essig wirkt lokal auf die Blätter, Stängel und oberflächliche Wurzelbereiche. Tiefere Rhizome bleiben meist unberührt und können erneut austreiben. Daher ist Essig keine ganzheitliche Lösung, sondern ein Baustein zur Kontrolle von Bambus, insbesondere in Kombination mit anderen Methoden.

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Anwendung: So wendet man Essig wirksam an
Schritte zur effektiven Behandlung:
- Es sind alle Haupttriebe bis knapp über dem Boden abzuschneiden.
- Als Nächstes gibt man unverdünnten Haushaltsessig (etwa 5 bis 20 %) oder eine Essigessenz gezielt auf Blätter und die frischen Austriebe. Je sonniger und trockener der Tag, desto zuverlässiger wirkt die Säure.
- Essig bei Bedarf auf freigelegte Wurzelbereiche geben, um auch diese zu erreichen (es ist allerdings kein systemischer Einfluss garantiert).
- Die Behandlung ist mehrmals pro Woche zu wiederholen. Besonders nach Regen sollte sie wiederholt werden, um möglichst viele Triebe zu erwischen.
Sicherheit und Vorsichtsmaßnahmen
Haut und Augen sind durch Handschuhe, Brille und langärmelige Kleidung zu schützen. Angrenzende Pflanzen sollten in jedem Fall abgedeckt werden. Essig verändert nämlich den pH-Wert und kann dadurch empfindliche Arten schädigen. Es sollten mehrfach kleinere Mengen eingesetzt werden anstatt einer großen Menge, um die Umweltbelastung möglichst gering zu halten.
Effizienzsteigerung
Essig verdampft schneller bei Hitze, daher empfiehlt sich die Behandlung an warmen, trockenen Tagen. Bei starkem Regen verhindert eine Abdeckung oder wiederholte Anwendung das Ausspülen. Unterschiedliche Essigtypen zeigen unterschiedliche Wirkstärken: Extrem starke (z. B. 20 oder gar 30 %) aus dem Gartenfachhandel wirken hier deutlich effektiver, allerdings steigt dadurch auch der Gesundheits- und Umweltrisikoanteil.
Grenzen der Wirkung und ergänzende Maßnahmen
Rhizome sind sehr hartnäckig, und selbst winzige Reste des Wurzelstocks können innerhalb weniger Wochen erneut Triebe ausbilden. Daran ändern weder Essig noch heftiges Rückschneiden etwas. Deshalb sind wiederholte mechanische Eingriffe unerlässlich.
Mechanische Lösungsmöglichkeiten:
- Rhizome ausgraben und vollständig entfernen. Dazu sollten Spaten, Hacke oder Stumpffräse benutzt werden. Das Entfernen sollte besonders engmaschig und konsequent erfolgen.
- Rhizom-Sperren installieren: HDPE-Folien (mindestens 2 mm dick, 65 bis 100 cm tief) stoppen Windrad-Rhizome effektiv.
- Nova Methode–Thermoansatz: Gießwasser auf freigelegte Rhizome geben und direkt heißes Wasser oder Dampf als ergänzende Wirkung einsetzen.
- Mulch mit Lichtentzug: Schwarze Folie oder dicke Schichten unterdrücken Licht, schwächen die Rhizome und reduzieren so das Regrowth-Potenzial.

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Chemische Alternativen:
- Glyphosat: Wirkt tiefergehend, ist jedoch umstritten aufgrund möglicher Gesundheits- und Umweltbelastungen. Ferner erfordert es eine konsistente Anwendung über Jahre hinweg.
- Imazapyr: Hochwirksam, langlebig und unselektiv. Es tötet alles Grün im Umkreis. Einsetzbar, wenn alle mechanischen Methoden versagen.
- Langfristige Kontrolle nötig: Eine bewährte Vorgehensweise ist der permanente Rückschnitt, die mechanische Entfernung, Essigbehandlung, Installation von Barrieren, Mulch sowie die permanente Überwachung über zwei bis drei Vegetationsperioden hinweg.
Bambus vernichten mit Essig: Rechtliche Aspekte und ökologischer Blickwinkel
Rechtliche Regeln in Deutschland: Essig wird als „nicht zugelassenes Pflanzenschutzmittel“ bei Unkrautbekämpfung auf versiegelten Flächen wie Terrassen und Wegen betrachtet und sein Einsatz dort ist verboten und kann Bußgelder nach sich ziehen. Im Gartenbereich ist die Situation allerdings uneinheitlich. Einzelanwender dürfen Essig verwenden, sofern keine großflächige Ausbringung erfolgt. Dennoch sollte man nachfolgende Punkte beachten:
- Kein großflächiger Einsatz.
- Keine Belastung von Bodenorganismen oder Gewässern.
- Direkte Applikation nur auf Bambusreste, nicht auf Umgebungsvegetation.
Ökologische Effekte
Essig wirkt als ein „Versauerer“ des Bodens und kann dadurch das Gleichgewicht der Bodenmikroben verschieben, Mikroorganismen schädigen und die Nährstoffverfügbarkeit verändern. Eine Studie zeigt, dass Essig kombiniert mit Bambuskohle in Kompostprozessen helfen kann.
Empfohlene umweltschonende Praxis
Es sollten nur Punktbehandlungen durchgeführt werden und es sollte möglichst kein großflächiges Versprühen erfolgen. Schutz angrenzender Pflanzen durch Abdeckung oder gründliches Ausbringen mit Pinseln/Spritzen. Wiederherstellung des pH-Werts nach der Anwendung mit Kalk, für den Fall, dass später wieder empfindliche Pflanzen angesetzt werden sollen.
Fazit und Empfehlungen
Essig kann schnell sichtbare Ergebnisse bringen und dies vor allem bei oberirdischen Bambustrieben. Er ist umweltfreundlich, ungiftig und leicht verfügbar. Doch er bleibt nur ein ergänzendes Mittel, das alleine keine vollständige Ausrottung gewährleistet. Essig gehört in ein ganzheitliches Konzept mit mechanischer Entfernung, Rhizom-Sperren, Mulch, Monitoring und gelegentlichen thermischen oder, falls nötig, auch chemischen Maßnahmen.
Es ist stets auf die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die ökologischen Belange zu achten. Bei bewusster und gezielter Anwendung lässt sich Bambus durch Geduld, Disziplin und methodische Kombination verschiedener Maßnahmen umweltbewusst in Schach halten und auch entfernen.