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Silikatfarbe auf Dispersionsfarbe: Ist das möglich?

Beim Renovieren und Streichen stellt sich oftmals die Frage, ob es möglich ist, eine weitere Farbschicht über einen bestehenden Anstrich aufzutragen. Speziell zwei unterschiedliche Farbmischungen übereinander aufzubringen, stellt Heimwerkerinnen und Heimwerker häufig vor Fragen und Herausforderungen. Zum Beispiel dann, wenn mit Silikatfarbe über Dispersionsfarbe gestrichen werden soll.

Da die beiden Farbarten chemisch unterschiedlich zusammengesetzt sind, kann es passieren, dass die neue Farbe nicht haften bleibt. Im folgenden Beitrag haben wir für Sie die wichtigsten Informationen zum Thema zusammengetragen und erklären Ihnen, ob und wie Sie Silikatfarbe auf Dispersionsfarbe aufbringen können.

Was ist der Unterschied zwischen Silikat- und Dispersionsfarben?

Dispersions- und Silikatfarben unterscheiden sich in ihrer grundsätzlichen chemischen Zusammensetzung. Am weitesten verbreitet ist die Dispersionsfarbe. Bei Innenwandfarbe aus dem Baumarkt handelt es sich zum Beispiel in aller Regel um Dispersionsfarbe. Als Bindemittel kommt in diesen Farben typischerweise ein auf Erdölbasis hergestelltes Kunstharz zum Einsatz. Dispersionsfarben haften auf vielen unterschiedlichen Untergründen, zudem sind Sie vergleichsweise widerstandsfähig und trocknen relativ schnell.

Der Nachteil von Dispersionsfarben ist allerdings, dass sie nach dem Trocknen (bzw. Aushärten) eine relativ geschlossene Oberfläche bilden. Dadurch ist das Material nur wenig diffusionsoffen und das unter der Farbe liegende Gemäuer „atmet“ weniger gut. Gerade in für Schimmelbildung anfälligen Räumen kann das problematisch sein. Silikatfarben (mitunter auch Mineralfarben genannt) setzen dagegen auf mineralische Bindemittel. Das können etwa Zement oder Kalk sein, meist kommt aber sogenanntes Kaliwasserglas zum Einsatz. Solche Farben verbinden sich durch eine chemische Reaktion dauerhaft mit dem Putz oder Beton, auf den sie aufgetragen werden. Man spricht dabei auch vom Verkieseln.

farbeimer
New Africa/shutterstock.com

Eine mit solcher Farbe gestrichene Wand bleibt, anders als nach einem Dispersionsanstrich, diffusionsoffen. Das ist vor allem für das Raumklima und die Feuchtigkeitsregulation relevant. Silikatfarben kommen deshalb zum Beispiel häufig in denkmalgeschützten Gebäuden zum Einsatz. Da Dispersionsfarbe wie oben beschrieben zu einer vergleichsweise geschlossenen Oberfläche aushärtet, haftet Silikatfarbe allerdings nur schlecht auf bereits damit gestrichenen Wänden.

Kann Silikatfarbe überhaupt auf Dispersionsfarbe aufgetragen werden?

Zunächst ist es wichtig, festzustellen, dass es grundsätzlich nicht empfehlenswert ist, Silikat- auf Dispersionsfarben aufzutragen. Da die Silikatfarbe mit der Dispersionsgrundlage nicht verkieseln kann, haftet sie nur schlecht darauf. Deswegen wird allgemein empfohlen, Wände, die mit einer Dispersionsfarbe gestrichen wurden, vor dem Neuanstrich komplett zu reinigen oder sie neu zu verputzen. Ist das nicht möglich, gibt es aber dennoch Möglichkeiten, mit Silikatfarben zu arbeiten.

Welche Optionen gibt es?

Ist es nicht möglich, die alte Dispersionsfarbe komplett zu entfernen, haben Sie die Möglichkeit, mit speziellen Silikatfarben zu arbeiten. Dabei kommen vor allem Dispersionssilikatfarbe und Sol-Silikatfarbe zum Einsatz. Dispersionssilikatfarbe ist im Grunde normale Silikatfarbe, die aber einen geringen Anteil (bis zu fünf Prozent) Kunstharz enthält, wie er auch in Dispersionsfarben eingesetzt wird. Dadurch kann die Farbe sowohl mit Putz verkieseln als auch mit Dispersionsfarbe verkleben. Da der Kunstharzanteil deutlich geringer ist als bei normalen Dispersionsfarben, verhärtet die Farbe weniger stark und bleibt diffusionsoffen.

Dispersionsfarbe
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Bei Sol-Silikatfarbe wird die Silikatfarbe mit Kieselsol als Bindemittel versetzt. Dadurch haftet die Farbe auch auf Dispersionsuntergrund. Voraussetzung dafür, Dispersionssilikat- oder Sol-Silikatfarben einzusetzen, ist allerdings, wie auch beim Streichen mit normaler Silikatfarbe, dass Sie die Wand zunächst mit einer Silikatgrundierung bearbeiten. Dispersionsfarbe mit Silikatfarbe zu überstreichen, ist vergleichsweise anspruchsvoll und aufwendig.

Wenn es nicht unbedingt erforderlich ist, sollten Sie daher immer versuchen, einen bestehenden Dispersionsanstrich zu entfernen, statt einfach darüber zu streichen. Gegebenenfalls ist auch die Neuverputzung der Wand eine sinnvolle Alternative. Weniger erfahrenen Heimwerkern empfiehlt es sich, das Projekt von einer Malermeisterin oder einem Malermeister erledigen zu lassen. Viele kleine Fehler, die sonst langfristig zu Problemen führen können, lassen sich so vermeiden.

Fazit

Das Überstreichen von Dispersionsfarbe mit Silikatfarbe ist in den meisten Fällen keine Ideallösung. Die Silikatfarbe findet auf der glatten Oberfläche, die die Dispersionsfarbe bildet, keinen Halt. Die chemische Reaktion, durch die die Silikatfarbe auf unter anderem Putz haften bleibt, kann nicht stattfinden. Mit speziellen Mischungen wie Dispersionssilikatfarbe oder Sol-Silikatfarbe kann das Überstreichen dennoch gelingen. Da diese Arbeit aber vergleichsweise anspruchsvoll ist, empfiehlt es sich, dabei die Unterstützung von Fachleuten in Anspruch zu nehmen.