Asbest in deutschen Städten

von EigenAdmin12

Asbest ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe natürlich vorkommender, faserförmiger Minerale, die seit Jahrhunderten für ihre außergewöhnlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften geschätzt wurden. Die feuerfeste, chemisch beständige und zugleich flexible Faser galt lange Zeit als „Wunderwerkstoff“ – bis ihre gesundheitsschädlichen Folgen unübersehbar wurden. In Deutschland wie auch weltweit führte dies zu strengen Regulierungen und einem weitgehenden Verbot.

Entdeckung und frühe Nutzung

Die Nutzung asbesthaltiger Gesteine reicht bis in die Antike zurück. Bereits in Griechenland und im Römischen Reich wurden Asbestfasern in Textilien eingearbeitet, um feuerfeste Stoffe herzustellen. Der Name „Asbest“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „unvergänglich“ oder „unauslöschlich“ – ein Hinweis auf die Beständigkeit des Materials gegen Hitze und Feuer.

Im Mittelalter geriet Asbest weitgehend in Vergessenheit, wurde aber im 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung wiederentdeckt. Durch den Fortschritt im Bergbau und in der Materialverarbeitung konnte Asbest in großem Stil gefördert und zu industriellen Produkten verarbeitet werden.

Herstellung und Gewinnung

Asbest ist kein künstlich hergestellter Stoff, sondern ein Naturprodukt. Er gehört mineralogisch zur Gruppe der Silikatminerale. Es gibt verschiedene Asbestarten, die in zwei Hauptgruppen unterteilt werden:

  • Serpentin-Asbest (insbesondere Chrysotil, auch „Weißasbest“ genannt)
  • Amphibol-Asbest (z. B. Krokydolith – „Blauasbest“, Amosit – „Braunasbest“)

Die Gewinnung erfolgte überwiegend im Tagebau. Nach der Förderung wurde das Gestein zerkleinert, die Asbestfasern mechanisch herausgelöst und anschließend gereinigt. Das Endprodukt waren feine, flexible Fasern, die sich leicht in unterschiedlichste Materialien einarbeiten ließen.

Verwendung in Industrie und Alltag

Vor allem im 20. Jahrhundert fand Asbest in nahezu allen Bereichen der Bau- und Fertigungsindustrie Verwendung. Gründe waren seine Vielseitigkeit, günstige Verfügbarkeit und außergewöhnlichen Eigenschaften: hitzebeständig, nicht brennbar, chemisch resistent, elektrisch isolierend und sehr langlebig.

Typische Einsatzgebiete waren:

  • Baustoffe: Dachplatten, Fassadenverkleidungen, Fußbodenbeläge, Brandschutzplatten, Dichtungen
  • Technische Anwendungen: Bremsbeläge, Kupplungen, Isoliermaterial für Rohrleitungen, Kesselisolierungen
  • Textilien: feuerfeste Handschuhe, Schutzbekleidung für Feuerwehr
  • Haushaltsgeräte: Bügelbretter, Toaster, Heizgeräte

Besonders berüchtigt wurde die Verbindung von Zement und Asbest zu „Asbestzement“ (z. B. Eternit), der in Deutschland millionenfach für Dächer und Fassaden eingesetzt wurde.

Gesundheitliche Erkenntnisse und Risiken

Schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Hinweise auf gesundheitliche Probleme bei Arbeitern in der Asbestproduktion. Dennoch dauerte es Jahrzehnte, bis die Gefahren allgemein anerkannt wurden. Der Grund: Die Erkrankungen treten oft erst 20 bis 40 Jahre nach der Belastung auf.

Die feinen Asbestfasern können beim Einatmen tief in die Lunge gelangen und sich dort festsetzen. Sie sind so beständig, dass der Körper sie nicht abbauen kann. Dies kann zu schwerwiegenden Erkrankungen führen:

  • Asbestose (Lungenvernarbung)
  • Lungenkrebs
  • Mesotheliom (bösartiger Tumor des Brust- oder Bauchfells)

Heute gilt Asbest als eindeutig krebserregend (Kategorie 1 der International Agency for Research on Cancer). Schon geringe Expositionen können ein Risiko darstellen.

Verbot und heutige Erkenntnisse

Mit wachsendem Bewusstsein für die Gesundheitsgefahren verschärften viele Länder die Arbeitsschutzbestimmungen. In Deutschland begann der Ausstieg in den 1970er Jahren mit Teilverboten bestimmter Asbestarten. 1993 folgte schließlich das vollständige Verbot von Herstellung, Verwendung und Inverkehrbringen asbesthaltiger Materialien. Die heutige Forschung bestätigt: Es gibt keine sichere Expositionsschwelle für Asbest. Selbst minimale Mengen können krank machen. Daher gilt ein strenges Vorsorgeprinzip: Jeglicher Kontakt mit Asbeststaub ist zu vermeiden.

Asbestfunde in Gebäuden

Da Asbest bis in die 1990er Jahre weit verbreitet eingesetzt wurde, ist er noch heute in vielen Bestandsgebäuden zu finden – insbesondere in Bauwerken, die zwischen 1950 und 1985 errichtet wurden.

Häufige Fundstellen:

  • Asbestzementplatten auf Dächern oder Fassaden
  • Fußbodenbeläge (z. B. Vinyl-Asbest-Platten)
  • Rohrisolierungen und Brandschutzverkleidungen
  • Spachtelmassen und Kleber

Bei Renovierungen oder Abrissarbeiten können die Fasern freigesetzt werden. Daher müssen Bauherren und Handwerker besonders vorsichtig vorgehen.

Entsorgung in Deutschland

Die Entsorgung von Asbest ist in Deutschland streng geregelt, um Mensch und Umwelt zu schützen. Asbesthaltige Materialien gelten als gefährlicher Abfall nach der Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV).

Wichtige Grundsätze:

  1. Fachgerechte Erkennung
     Vor Arbeiten an älteren Gebäuden sollte eine Materialprüfung durch ein zugelassenes Labor erfolgen.
  2. Schutzmaßnahmen bei Ausbau
     Der Ausbau darf nur von geschulten Fachfirmen unter Einsatz spezieller Schutzausrüstung und Absaugtechnik durchgeführt werden.
  3. Verpackung und Transport
     Asbestabfälle müssen staubdicht in speziellen Big-Bags oder Folien verpackt werden.
    Sie werden anschließend auf dafür zugelassenen Deponien entsorgt.
  4. Dokumentationspflicht
     Der Entsorgungsweg muss lückenlos nachgewiesen werden.

Recycling ist nicht möglich – Asbest wird in der Regel dauerhaft deponiert oder in speziellen Anlagen durch hohe Temperaturen unschädlich gemacht (thermische Behandlung).

Herausforderungen und Ausblick

Obwohl Asbest seit Jahrzehnten verboten ist, wird Deutschland noch lange mit dem Erbe des „Wunderwerksstoffs“ zu tun haben. Viele asbesthaltige Bauteile befinden sich noch in Gebäuden und werden erst beim Rückbau oder bei Sanierungen entdeckt. Zudem gibt es immer wieder illegale Entsorgungen, die eine Gefahr für die Umwelt darstellen. Langfristig besteht die Aufgabe darin, Bestände systematisch zu erfassen, Fachkräfte für den sicheren Umgang auszubilden und die Entsorgungslogistik weiter auszubauen. Für Privatpersonen gilt: Asbest ist nichts für den Heimwerker – Verdachtsfälle sollten immer von Profis geprüft und entfernt werden.

Fazit

Die Geschichte des Asbests ist ein Lehrbeispiel für den Umgang mit technischen Innovationen: Ein Material, das einst als Allheilmittel galt, entpuppte sich als massive Gesundheitsgefahr. Dank strenger Gesetze und moderner Arbeitsschutzmaßnahmen ist die Exposition heute stark zurückgegangen – dennoch bleibt Wachsamkeit geboten, um die Altlasten sicher zu beseitigen.

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