Lüftung in Plattenbauten: Welche Möglichkeiten gibt es?
Beliebt sind sie nun wahrlich nicht, die Plattenbauten, aber angesichts der zunehmenden Wohnungsknappheit, insbesondere in den Großstädten und Metropolregionen, können wir es uns auf lange Sicht nicht leisten, auf sie zu verzichten. Die meisten Plattenbauten wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts errichtet, nicht zuletzt deshalb, weil nach dem Zweiten Weltkrieg ein dringender Bedarf bestand, so schnell wie möglich eine maximale Anzahl neuer Wohnungen zu schaffen.
Über die verschiedenen Varianten der Lüftungssysteme in Plattenbauten
Plattenbauten, und auch jede einzelne Wohnung darin, zeichnen sich durch eine standardisierte Bauweise aus, bei der gerade zu Anfang, also vor allem bei den älteren Häusern, noch kein modernes Lüftungssystem verbaut worden war. Als Folge haben sich relativ bald erhebliche Feuchtigkeitsschäden, Schimmelbildung und eine entsprechend schlechte Luftqualität im Inneren ergeben, salopp ausgedrückt: In den Hausfluren vieler Plattenbauten stinkt es.
Doch es gibt einige Möglichkeiten, die Luftqualität einschließlich der Luftfeuchtigkeit in Plattenbauten nachhaltig zu verbessern. In diesem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Lösungsansätze, die sich hier anbieten.
Regelmäßiges manuelles Lüften
Ein effektiver Luftaustausch wird durch sogenanntes Stoßlüften erreicht, das mehrmals täglich für wenige Minuten durchgeführt werden sollte. Dabei darf auch gern mal absichtlich Zugluft durch „Querlüften“ eingestellt werden, indem gleichzeitig ein Fenster auf der gegenüberliegenden Seite geöffnet wird. Es ist richtig, dass es dadurch zu erheblichem Wärmeverlust und erhöhten Heizkosten kommt. Doch diese Kosten stehen in keinem Verhältnis zu jenen Schäden, die Ihnen durch Schimmelbildung in den Wohnräumen entstehen können.

Warum wirkt Stoßlüften der Schimmelbildung entgegen?
Grundsätzlich kann warme Luft mehr Feuchtigkeit lösen als kalte Luft. Insofern beinhaltet ein ordentlich beheizter Wohnraum eine große Wassermenge, was gut daran zu erkennen ist, dass es permanent zu Kondensationströpfchen beispielsweise an den kühleren Fensterflächen kommt. Dies ist eine ganz typische Ursache für die Schimmelbildung.
Wenn Sie in der kühleren Jahreszeit einen massiven Luftaustausch bewerkstelligen, indem Sie in kurzer Zeit viel Luft von draußen ins Zimmer strömen lassen, dann füllt sich der Raum mit der Außenluft, die sich zwar kalt und feucht anfühlen mag, aber ihr Wasserinhalt ist in Wahrheit eher bescheiden. Nachdem Sie die Fenster wieder verschlossen haben, erwärmt sich die Luft und ihre relative Luftfeuchtigkeit sinkt dabei immer weiter ab, das heißt, auch an den kühlen Scheiben kann sich nun kein Kondenswasser mehr bilden.
Fensterfalzlüfter
Hierbei handelt es sich um kleine, in den Fensterrahmen integrierte Lüftungsschlitze, die einen kontinuierlichen Luftaustausch ermöglichen. Diese sorgen permanent für eine „Grunddurchlüftung“, ohne dass das Fenster dazu extra geöffnet werden muss. Es ist eine kostengünstige Lösung, die leicht nachgerüstet werden kann, bietet aber nur eine begrenzte Luftaustauschrate.
Abluftsysteme
Abluftsysteme finden wir in vielen Küchen und Badezimmern. Ihr Zweck ist eine aktive Ent- beziehungsweise Belüftung von Feuchträumen. Moderne Abluftsysteme sind oftmals mit Feuchtigkeitssensoren ausgestattet, durch die der Lüfter bei hoher Luftfeuchtigkeit automatisch eingeschaltet wird. Dadurch wird eindeutig das Risiko von Schimmelbildung reduziert, wenngleich die Wärmeverluste messbar ansteigen können.
Dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung in Plattenbauten
Mit dieser innovativen Lösung wird die Luftqualität deutlich verbessert, ohne dass viel Heizenergie verloren geht. Derartige Systeme bestehen stets aus paarweise arbeitenden Lüftern. Während einer die verbrauchte Luft ansaugt, liefert der andere Frischluft von außen. Mittels eines Wärmetauschers (meistens aus Keramik) wird dabei der Abluft Wärme entzogen und direkt an die einströmende Frischluft abgegeben. Diese Systeme sind zur Nachrüstung in Plattenbauten sehr geeignet, da sie keinen zentralen Luftkanal benötigen.

Zentrale Lüftungsanlagen
Der Einbau beziehungsweise die Nachrüstung eines zentralen Lüftungssystems ist zwar eine sinnvolle, aber eben auch kostenintensive Maßnahme. In diesem Fall wird über ein weitgefächertes Netz aus unterschiedlich dimensionierten Lüftungskanälen das gesamte Gebäude einschließlich jeder einzelnen Wohnung mit Frischluft versorgt. In bereits ordentlich sanierten Plattenbauten, in denen auf eine gute Wärmedämmung Wert gelegt worden ist, sind solchen Systeme, die oft mit Wärmerückgewinnung und Filteranlagen für Schadstoffe und Allergene ausgestattet sind, unbedingt der Vorrang einzuräumen.
Smarte Lüftungssysteme
Intelligente Lüftungssysteme sind mit verschiedenen Sensoren ausgestattet, die die Luftqualität, die Feuchtigkeit und die Temperatur permanent im Auge behalten und darauf abgestimmt die Lüftung mit spezieller Hard- und Software automatisch steuern. Sowohl dezentrale als auch zentrale Lüftungssysteme können auf diese Weise eine optimale Arbeit für einen jederzeit bedarfsgerechten Luftaustausch verrichten.
Unser Fazit: Die richtige Lüftung in Plattenbauten bietet viele Optionen
Plattenbauten können und sollten grundsätzlich mit einem effektiven Lüftungssystem aufgewertet werden. Welches dafür infrage kommt, hängt von mehreren Parametern ab, so zum Beispiel das Alter des Gebäudes, die finanziellen Möglichkeiten der Gebäudeverwaltung, aber unbedingt auch die baulichen Gegebenheiten. Einfache, preisgünstige Maßnahmen wie regelmäßiges Lüften und Fensterfalzlüfter sind in aller Regel sehr schnell umsetzbar.
Dagegen handelt es sich bei dezentralen Lüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung um eine sehr effiziente, nachhaltige Verbesserung der Luftqualität, die aber wegen des deutlich erhöhten Aufwands auch ihren Preis hat. Der Königsweg ist und bleibt eine moderne zentrale Lüftungsanlage, die beispielsweise im Zuge einer umfangreichen Gebäudesanierung gleich mit in die Planung einfließen sollte.